Obligatorisches
Man könnte meinen, Meditation wurde hochstilisiert – so wie jeder jetzt (noch) Gin Tonic trinkt. Meditation wurde verkauft als DER Booster für dein „Mind-Set“, denn körperliches Fitness-Programm gehört ja eh schon lange zum guten Ton. Wir haben ja alle verstanden, dass wir gesünder essen und uns mehr bewegen müssen. Also auf zum nächsten Hype: Ein bisschen Meditation – das reicht doch dann für ein bewusstes Leben, oder? Aber bitte nicht zu ernst nehmen – demnächst kommt doch der nächste Trend.
Gerade habe ich noch bei einer renommierten Wochenzeitschrift online einen Kommentar gelesen: Wir sollten alle mehr schlafen, als uns mit Meditation und Co. nur noch mehr zu stressen. Ich bezweifle ernsthaft, dass die Autorin verstanden hat, was Meditation überhaupt ist und warum wir gut daran täten, Meditation wie das Zähneputzen in unseren Tagesablauf zu integrieren.
Also NEIN – für mich ist Meditation kein heißer Scheiß, der bald zu den Phänomenen der abgeklungenen Hypes gehört. Vielmehr ist Meditation ein unerlässliches Hygiene-Tool, um überhaupt mit unseren eigenen Gedanken besser klar zu kommen. Die Frage, die sich mir dabei wieder stellt ist: Wirst du lieber von deinen negativen Gedanken gelebt oder magst du selbst bestimmen, wie du lebst.
OHNE MEDITATION GEHT ES NICHT
Wir können uns von außen noch so sehr pflegen – wenn wir in unserem Inneren nicht aufräumen, werden wir uns niemals „schön“ finden. Die Meditation ist für mich das beste Hilfsmittel, um in der Ruhe und gleichzeitig in der Konzentration auf mich selbst zu sein. So entlocken wir uns selbst verborgene Gedanken und erkennen Zusammenhänge, die uns im Hier und Jetzt blockieren.
Dabei geht es nicht um Geschwindigkeit – so, wie wir es sonst aus unserer Leistungsgesellschaft kennen – sondern um die Wiederentdeckung der Langsamkeit. Ich liebe das Buch „Momo“ – kennst du es? Langsamer zu werden ist manchmal der einzige Weg, um vorwärtszukommen – so wie Momo auf ihrem Weg zur Niemand-Gasse, in der sie sogar den Rückwärtsgang einlegt.
Nur wenn wir BEWUSST zur Ruhe kommen – und eben nicht in einen unruhigen Schlaf fallen, weil wir nach einem stresserfüllten Tag todmüde ins Bett sinken – können wir Zugang zu unserem Unterbewusstsein finden. Es tauchen Bilder und Gedanken auf, die uns helfen können, unseren eigenen Weg klarer zu sehen. Im Übrigen schläft man auch viel besser, wenn man regelmäßig meditiert – dann braucht es vielleicht auch gar nicht mehr so viele Stunden im Bett zur Erholung.
DER BLICK NACH INNEN
Meditation stammt vom lateinischen meditari ab, welches „nachsinnen, nachdenken, sich üben“ heißt. Dieser Begriff geht auf das griechische „medomai“ zurück: „Ich bin auf etwas bedacht“. Es bedeutet demnach, sich zu sammeln und dabei entspannt wahrzunehmen, OHNE zu bewerten – die Dinge einfach sein zu lassen, wie sie sind. Gönne deinem Geist ein wenig Ruhe – gib sie ihm bewusst!
“FÜR MEDITATION HABE ICH KEINE ZEIT“
Die Aussage kenne ich nur zu gut. Ich selbst habe einmal gedacht: Meditation kann ich nicht, dafür muss man doch schon ein ausgeglichener Mensch sein. Dieses Stillsitzen – neee. Du bist also nicht alleine mit diesem Gedanken – viele haben eine Hemmschwelle und glauben, Meditation sei eine Kunst, die nur wenige wirklich beherrschen. Oder ist es vielmehr die Angst, in der Ruhe seinem Inneren zu begegnen?
Du musst nicht stundenlang in einem abgedunkelten Raum sitzen, um zu meditieren. Für jeden gibt es einen Platz, an dem er Ruhe finden kann, und eine Technik, die ihn unterstützt.
Um sich dem Thema zu nähern, helfen geführte Meditationen – wie zum Beispiel von Deepak Chopra, einem indischen Arzt, der westliches Wissen und östliche Spiritualität in Bezug zueinander setzt. Seine gesprochenen Anleitungen mit Mantras, die durch sich wiederholende Silben die Gedankenspiralen im Kopf durchbrechen, sind eine gute Unterstützung, sich einmal mit der Meditation zu beschäftigen und zu spüren, was sich dadurch für einen verändert.
Dabei sind wir selbst wieder diejenigen, die dies als Wettbewerb sehen: „Ach, da bist du ja jetzt gedanklich ganz woanders gewesen.“ „Puh, das hat überhaupt nicht geklappt mit der gedanklichen Entspannung …“ – unsere Erwartungshaltung lässt uns von vornherein scheitern, sozusagen mit Ansage! Erwarte doch einfach nicht so viel von dir – oder prüfst du auch nach jedem Zähneputzen mit einer Färbetablette, ob du auch alle Bereiche richtig intensiv gesäubert hast?
Meditation heißt lediglich, Achtsamkeit zu entwickeln, sich zu entspannen und wertfrei wahrzunehmen, also gibt es kein falsches Meditieren, nur eben GAR KEIN MEDITIEREN.
Ich wünsche dir, dass du dir 5 bis 10 Minuten am Tag Zeit nimmst für deine innere Hygiene – diese SIEHT man zwar nicht auf den ersten Blick, aber man SPÜRT sie.